10 Berliner Köchinnen und Gastronominnen, die wir lieben

2020 können Frauen fast alles erreichen, was sie wollen. Sie können einen DAX-Konzern leiten, allein zu Fuß den Südpol durchqueren oder internationale Bestseller schreiben. Wie gesagt: fast. Denn auch wenn es Frauen gibt, die heute große Unternehmen leiten oder auf Expeditionen alleine Länder bereisen, in der Realität sind Frauen in vielen Bereichen noch immer in der Unterzahl. Ein Berufsfeld, in dem das ganz besonders deutlich wird ist die Spitzengastronomie. Hier sind Frauen als erfolgreiche Gastronominnen oder Küchenchefinnen noch immer eine Minderheit. Die Zahlen sprechen für sich. Unter den 100 besten Köchen Deutschlands befinden sich mit Sonja Frühsammer und Douce Steiner gerade einmal zwei Frauen. Auch bei den Sterneköchen sieht das nicht anders aus. Unter den in Deutschland aktuell 300 vom Guide Michelin ausgezeichneten Köchen sind nur neun Köchinnen.

Männerdomäne Gastronomie

Kochen als Beruf ist nach wie vor ganz klar eine Männerdomäne und in der haben es Frauen schwer. Die wenigen unter ihnen, die sich für einen Beruf in der Gastronomie entscheiden, sei es als Köchin, Restaurantleiterin oder Sommelière, müssen in einem Berufsalltag bestehen, der von einer rauen, harten Sprache, täglichen Schikanen und Sexismus bestimmt wird. Von brüllenden und cholerischen Chefköchen, sexueller Belästigung und durch die Gegend geworfenen Bratpfannen ist in diesem Zusammenhang die Rede.



Vom Eklat bei der Wahl zum besten Koch Deutschlands zum Feminist Food Club

2017 erreichte die Diskriminierung von Frauen in der Gastronomie einen weiteren traurigen Höhepunkt. Wie jedes Jahr rief das Gastromagazin Rolling Pin seine Leser*innen zur Wahl der 50 besten Köche Deutschlands auf. Das Problem: Unter den 50 vorgestellten Köchen gab es nur eine Köchin. Klar, dass das für Unmut sorgte und sich Leser*innen des Magazins kritisch dazu äußerten. Doch der Rolling Pin nahm diese Kritik nicht ernst und trat in eine offene Diskussion, sondern löschte unliebsame Kommentare einfach von dessen Facebook-Seite und blockte die entsprechenden User. Viel geändert hat das Magazin an seiner Strategie übrigens bis heute nicht. Noch immer sind es meistens Köche, die es aufs Cover des Rolling Pins schaffen, abgelichtet meist in machohaften, selbstgefälligen Posen. Und auch die Artikel, die Köchinnen oder Gastronominnen gewidmet sind, lassen sich an einer Hand abzählen.

Im selben Jahr gründete Mary Scherpe, die den erfolgreichen Food-Blog Stil in Berlin betreibt, zusammen mit Ruth Bartlett den Feminist Food Club – ein Netzwerk, in dem Frauen, die in der Gastronomie arbeiten, sich gegenseitig austauschen und unterstützen können. Einmal im Monat gibt es ein Treffen, bei dem über unterschiedliche Themen gesprochen wird, etwa wie man Lieferanten findet oder mit ihnen verhandelt. Auch eine Datenbank, in der alle Köchinnen und Gastronominnen Berlins aufgelistet sind, hat der Feminist Food Club erstellt.

Diese 10 Berliner Gastronominnen sollte man kennen

Zum Internationalen Frauentag, den wir am 8. März in diesem Jahr bereits zum 99. Mal feiern, wagen wir einen Blick hinter die Kulissen der Berliner Gastronomieszene und stellen 10 Köchinnen, Restaurantchefinnen und Gastronominnen vor, die es geschafft haben, sich in der Branche einen Namen zu machen. Natürlich sind die 10 hier vorgestellten Köchinnen und Gastronominnen nur ein paar Beispiele erfolgreicher Frauen in der Berliner Gastro, die neben anderen wie zum Beispiel Sarah Hallmann und Frizzi Klee vom Hallmann & Klee,  Sofia D. Sözen vom Factory Girl, Dalad Kambhu vom Kin Dee oder Daeng Khamlao von The Panda Noodle nicht unerwähnt bleiben dürfen.

1. Aparna Aurora – Chutnify

Wenn es um die besten indischen Restaurants in Berlin geht, dann kommt man am Chutnify nur schwer vorbei. Die liebevoll und bunt gestalteten Restaurants, von denen eins im Prenzlauer Berg und das andere in Neukölln zu finden ist, zeigen mit ihren großartigen Gerichten der südindischen Streetfood-Küche, dass Indien mehr zu bieten hat als ein fades, in einer Curry-Sahnesauce schwimmendes Hühnchen. Stattdessen ist das Chutnify vor allem für die Dosas, eine Art Pfannkuchen aus fermentiertem Reis und Urdbohnen, berühmt. Am Rezept hat die Inhaberin Aparna Aurora monatelang getüftelt, bis es schließlich gut genug war, um in die Speisekarte ihres Restaurants aufgenommen zu werden. 2013 kam Aparna mit ihrer Familie nach Berlin. Aus Unzufriedenheit mit ihrem Job in der Modebranche entschließt sie sich dazu, ihre Leidenschaft fürs Kochen zum Beruf zu machen und ein eigenes Restaurant zu betreiben. 2014 eröffnete sie schließlich das Chutnify in der Sredzkistraße, das in Berlin schnell zu einem ganz heißen Geheimtipp für authentische indische Küche wurde. Nicht nur, weil Aparna Aurora ihren Gästen Dosas serviert, die in anderen indischen Restaurants in der Hauptstadt sonst nur sehr selten zu bekommen sind, sondern auch, weil man hier Idli (Reisdampfbällchen mit Kokos-Chutney), Papads in bunten Farben und ein sehr scharfes Lamm Curry gibt.

Sredzkistraße 43, 10435 BerlinMo + Mi – So: 12 – 22 Uhr, Di: 12 – 15 Uhr + 18 – 22 Uhr

2. Sophia Hoffmann – Köchin & Kochbuchautorin

Kochbuchautorin, vegane Köchin, Bloggerin, Podcasterin, Food-Aktivistin und Feministin – die Liste von Sophia Hoffmanns Aktivitäten ist lang. Und auch wenn die Köchin, die sich ganz der veganen Kost verschrieben hat, (noch) keine Küchenchefin mit eigenem Restaurant ist, darf sie in unserer Liste toller Frauen in der Berliner Gastronomie trotzdem nicht fehlen. Einfach weil sie die Berliner Gastroszene mit ihrer Art zu kochen nachhaltig geprägt hat. 2011 begann Sophia Hoffmann ihre veganen Rezepte über einen eigenen Blog zu veröffentlichen, dem schnell ein eigener YouTube-Kanal und ein eigenes Kochbuch folgten. Gleichzeitig begann sie in Berlin, Wien und anderen Städten Supperclubs zu veranstalten, wo sie zu einem selbst festgelegten Motto mehrgängige vegane Menüs kochte. 2016 veröffentlichte sie mit „Vegan Queens“ ihr zweites Buch, in dem sie nicht nur neue vegane Rezepte teilt, sondern auch andere erfolgreiche Köchinnen, Restaurantbetreiberinnen und Erzeugerinnen von Nahrungsmitteln vorstellte. Für 2020 plant Sophia Hoffmann übrigens die Eröffnung ihres ersten eigenen Restaurants. Und wir sind uns sicher, dass das ein ebenso großer Erfolg wird wie alles, was sie anpackt. Bis es so weit ist, dürfen wir uns erst einmal an den leckeren Gerichten, die sie fürs Berliner Zero-Waste Café Isla Coffee in Neukölln kocht, erfreuen.

Hermannstraße 37, 12049 BerlinMo – So: 08 – 18 Uhr

3. Josita Hartano – Lucky Leek

Die vegane Küche mit den Standards des Fine Dinings zu verbinden ist das Ziel von Josita Hartano in ihrem Restaurant Lucky Leek. Für die Köchin war immer klar, dass sie irgendwann einmal ein eigenes Restaurant haben möchte. 2011 war es dann soweit. Sie eröffnete in der Kollwitzstraße im Prenzlauer Berg das Lucky Leek, was heute nicht nur zu den besten veganen Restaurants des Landes zählt, sondern auch preisgekrönt ist. So erhielt das Lucky Leek 2016 als erstes Lokal mit veganer Küche einen Eintrag im Michelin Bib Gourmand. Und auch der Falstaff lobte die Gerichte als „innovativ und einfallsreich zubereitet“. Neben ihrer Arbeit im Restaurant ist Josita Hartano auch erfolgreiche Kochbuchautorin.

Kollwitzstraße 54, 10405 BerlinMi – So: 18 – 22 Uhr, Mo + Di: geschlossen

4. Sonja Frühsammer – Frühsammers

Sonja Frühsammer wird nicht nur immer wieder genannt, wenn es um die besten Köche Berlins geht, sie ist auch die erste Spitzenköchin der Hauptstadt, die vom Guide Michelin einen Stern verliehen bekommen hat. Seit 2005 kocht sie im Grunewalder Tennisclub in einer alten terrakottafarbenen Villa, die einst der Fritzi Massary als Wohnsitz diente, tagsüber im Bistro Grundschlag schnelle und einfache Lieblingsgerichte wie Kürbisravioli mit Spinat, Kürbiskernen und Parmesan oder ein indonesisches Lammcurry mit Reis und gebratenen Salatherzen. Am Abend steht im Restaurant Frühsammers dann Sonja Frühsammers elegant komponierte Feinschmeckerküche mit mehrgängigen Menüs auf dem Programm. Ihren Gästen verspricht sie dabei eine kulinarische Reise durch die Küchen der Regionen und serviert Gerichte, denen sie stets eine mediterrane Note verleiht und für die nur Produkte von vertrauenswürdigen Händlern verwendet werden.

Flinsberger Pl. 8, 14193 BerlinMi – Sa: ab 18.30 Uhr

5. Gina Kahl-Reißner – Dicke Paula

Das Restaurant Dicke Paula ist ein echtes Berliner Original und in Berlin-Tegel zu Hause. Gekocht wird hier traditionelle Hausmannskost wie bei Oma. So stehen z.B. Königsberger Klopse in dem gemütlichen Restaurant auf der Karte, aber auch Currywurst mit Pommes und hausgemachtem Ketchup oder Rinderroulade mit Apfelrotkohl und Kartoffeln. Chefin in der „Dicken Paula“ ist Gina Kahl-Reißner. Hier sorgt sie nicht nur dafür, dass das Restaurant läuft, begrüßt die Gäste und führt ein Team, ganz nebenbei steht sie auch noch als Musikkabarettistin gemeinsam mit ihrem Mann Hans als Duo Hans & Gina auf der Bühne und unterhält das Publikum mit selbst geschriebenen Songs.

Schlieperstraße 69, 13507 BerlinMo – So: 12 – 23 Uhr

6. Daniela Schaube – LimaLima

Für eine kleine Auszeit vom oft turbulenten Berliner Alltag ist das LimaLima in der Charlottenburger Schlüterstraße zuständig. Mit großer Herzlichkeit führen Daniela Schaube und ihr Mann Rosario De Paola das Restaurant, das sich auf die neapolitanische Küche spezialisiert hat. Traditionelle neapolitanische Gerichte wie frittierte Nudelbällchen in Parmesansauce, Spaghetti alla Marina mit Sardellen, Kirschtomaten, Kapern und Oliven, Linguine mit Oktopussauce oder gebratene Sardinen mit Knoblauch, Oregano und Semmelbrösel versetzen einen direkt in den Süden Italiens.

Schlüterstraße 74, 10625 BerlinDi – Sa: 16 – 22.30 Uhr, So + Mo: geschlossen

7. Shani Ahiel – Yafo

Ein eigenes Restaurant war schon lange der Traum von Shani Ahiel. Den sie sich in Berlin gemeinsam mit zwei Freunden (Ben Zviel und Felix Offermann) 2016 mit dem Yafo schließlich erfüllte. Shani und Felix, der ursprünglich aus Berlin stammt, lernten sich 2010 in Tel Aviv kennen. Irgendwann beschlossen sie, gemeinsam in Felix’ Heimatstadt zu gehen, wo sie 2016 in Mitte das Yafo als Symbol ihrer Liebe zu Israel eröffneten. Das Yafo – eine Mischung aus Restaurant und Bar – steht für klassische israelische Küche und gute Drinks. So bekommt man neben Hummus (in vielen verschiedenen Varianten), arabischem Moussaka oder geröstetem Blumenkohl mit Tahini (dem besten übrigens, den man in ganz Berlin bekommen kann) auch frisch gemixte Cocktails wie den Fresh Hemingway mit Gin, frischem Granatapfel, Zucker und Zitrone. Und weil das Yafo schon nach kurzer Zeit vom Geheimtipp zur Trendlocation aufstieg, eröffnete sie ebenfalls gemeinsam mit Ben Zviel und Felix Offermann in einem Kreuzberger Hinterhof ihr zweites Restaurant Shishi, was im Hebräischen „Freitag“ bedeutet.

Gormannstraße 17B, 10119 BerlinMo – So: 12 – 03 Uhr

8. Marlene Richter & Anne Wiedelmann – Die Stulle

Wer auf der Suche nach den besten Stullen der Stadt ist, landet früher oder später im 2013 von Marlene Richter und Anne Wiedelmann eröffneten Restaurant Die Stulle. Entstanden ist die Idee am Küchentisch beim gemeinsamen Stullenessen. Wer allerdings einfache Brote, wie man sie früher zu Schulzeiten als Pausensnack mitbekommen hat, erwartet, muss enttäuscht werden. Denn in der Stulle gibt’s den Klassiker in der Variante 2.0 sozusagen. Zum Beispiel als Bio-Landbrot mit Rote-Bete-Hummus, pochiertem Ei, Babyspinat und Kurkuma-Mayo auf der wechselnden Wochenkarte. Und es stehen nicht nur belegte Brote auf dem Programm: Mit Salaten, herzhaften Bowls, einem veganen Burger, und leckeren Frühstücksgerichten (die kann man sogar den ganzen Tag bestellen) wie Pancakes, Granola oder French Toast sorgen die beiden Gastronominnen auch dafür, dass ihren Gästen kulinarisch nie langweilig wird. Zusammen mit dem gemütlichen Ambiente und ihrem herzlichen Service haben Marlene und Anne mit ihrem Lokal Die Stulle ein Wohnzimmer mitten in Charlottenburg geschaffen.

Carmerstraße 10, 10623 BerlinMo + Mi – So: 09 – 17.30 Uhr, Di: geschlossen

9. Min-Jong Kwon – Coréen

An der koreanischen Küche kommt man zur Zeit einfach nicht vorbei und am Coréen erst recht nicht. Das stylishe Restaurant in der Torstraße begeistert seit 2019 nicht nur mit einem formreduzierten Look im Minimalismus-Stil, sondern natürlich auch mit fantastischen koreanischen Gerichten. Hinter dem Coréen steht übrigens Min-Jong Kwon, die wir bereits vom Hanok kennen, das als echte Institution unter den koreanischen Restaurants in Berlin gilt. Aber anders als im Hanok, wo man koreanisches BBQ bekommt, serviert Min-Jong Kwon ihren Gästen im Coréen Klassiker wie Kimchi, koreanischen Pfannkuchen mit Meeresfrüchten und Lauch, Bulgogi oder Bibimbap.

Torstraße 179, 10115 BerlinMo – So: 12 – 23 Uhr

10. Cynthia Barcomi – Barcomi’s

1985 kam Cynthia Barcomi nach Berlin, wo sie zunächst als Tänzerin arbeitete. Nach ihrer Tanzkarriere verschlug es sie dann allerdings in die Gastronomie. 1994 eröffnete sie zuerst ihre Kaffeerösterei in Kreuzberg, drei Jahre später folgte ihr Deli in Mitte. Hier verwöhnt sie ihre Gäste mit fantastischen amerikanischen Kuchen- und Tortenkreationen wie dem klassischen New York Cheesecake oder dem Apple Walnut Caramel Cake und natürlich leckerem Kaffee aus der eigenen Rösterei. Cynthia Barcomi ist aber nicht nur mit ihren Cafés erfolgreich. Nebenbei schreibt sie auch ziemlich erfolgreich Backbücher und vertreibt eine eigene Linie mit Backutensilien.

Sophienstraße 21, 10178 BerlinMo – Do: 09 – 19 Uhr, Fr + Sa: 09 – 21 Uhr, So: 10 – 19 Uhr


Lust auf noch mehr Geschichten erfolgreicher Frauen in der Gastro-Szene?Hier gehts zum Artikel über Frauen in der Gastronomie in Australien von Nadia Pearl. Ebenso spannend der Blick hinter die Restaurant-Kulissen in Singapur oder in Großbritannien von Maggie Worthington.


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